Emilia Galotti
von Gotthold Ephraim Lessing
Volkstheater in den Bezirken
Saison 2017/2018
Infos zur Produktion
Regie: Lukas Holzhausen
Bühne: Jane Zandonai
Kostüme: Werner Fritz
Dramaturgie: Michael Isenberg
mit Peter Fasching, Katrin Grumeth, Marlene Hauser, Dominik Jedryas, Martina Spitzer, Jan Thümer und Günther Wiederschwinger
Prinz Hettore Gonzago ist ein Vertreter der Generation „Will haben“. Nicht zu bekommen, worauf er Lust hat, ist er nicht gewöhnt, Todesurteile unterschreibt er ohne innere Beteiligung. Entsprechend unbegreiflich ist ihm, dass Emilia Galotti, eine junge Bürgerstochter, auf die er jüngst ein Auge geworfen hat, in den nächsten Tagen einen anderen heiraten soll. Mit der Schmutzarbeit, dies zu verhindern, beauftragt der Prinz seinen Kammerherrn Marinelli, der ihm außerdem eine abgelegte Mätresse vom Halse schaffen muss … Auf dem – bezeichnenderweise – Lustschloss des Prinzen kommt es zum Showdown.
Lessing schildert in seinem berühmten bürgerlichen Trauerspiel von 1772 ein korrumpiertes Herrschaftssystem mit verrutschten moralischen Maßstäben. Ebenso glaubhaft stellt er die Anfälligkeit der bürgerlichen Gesellschaft für die Versuchungen durch Macht, Glanz und Eros dar. Der beispielhafte, zur besseren Verschlüsselung nach Italien verlegte Fall zeigt, wie schwer sich das aufstrebende, aufgeklärte Bürgertum damit tut, seine berechtigten Ansprüche durchzusetzen und eine allgemeingültige Moral zu vertreten. Über Gewalt möge ihre Unschuld vielleicht erhaben sein, meint Emilia zu ihrem dogmatischen Vater, „aber nicht über alle Verführung. – Gewalt! Gewalt! Wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt.“ Am Ende des Dramas steht ein vom Opfer gebilligter Ehrenmord, der das Bürgertum, die Klasse der Zukunft, geradezu archaisch alt aussehen lässt. Für den Schauspieler Lukas Holzhausen, seit 2015 Ensemblemitglied des Volkstheaters, ist es bereits die dritte Regiearbeit am Haus, nach dem Publikumserfolg „Halbe Wahrheiten“ die zweite für die Bezirke. Dazwischen inszenierte er mit ebensolchem Erfolg die österreichische Erstaufführung von "Hangmen" (Die Henker) im Volx/ Margareten.